„Als wäre die Zeit einfach stehengeblieben“

Gaggenau – Am Wochenende begingen die Pfadfinder von St. Laurentius in Bad Rotenfels das 50-jährige Bestehen ihres Stammes. Zu diesem besonderen Anlass waren Pfadfinder aus nah und fern angereist, um am Hofgut in Bad Rotenfels zwei Tage lang zu feiern.

Pfadfinder aller Altersklassen hatten sich das letzte Juni-Wochenende freigehalten, um bei diesem Treffen dabei zu sein. Neben den im Murgtal ansässigen Mitgliedern und befreundeten Pfadfindergruppen waren auch ehemalige Rotenfelser Pfadfinder mit Zelten und Wohnmobilen aus dem Rems-Murr-Kreis, Rheinland-Pfalz, Tettnang, Freiburg, Hechingen, Breisach und Lübeck angereist.

Viele hatte sich schon Jahre, gar Jahrzehnte, nicht mehr gesehen. Es wurden Erlebnisse und Neuigkeiten ausgetauscht. Im Festzelt im Innenhof erinnerten bunte T-Shirts an die Zeltlager in Westernohe, Zellhof, Brexbachtal, im fränkischen Sinntal, aber auch an internationale Treffen in Holland, Irland und der Schweiz. Über dem Hof wehten die Fahnen der Pfadfinder St. Laurentius, der Deutschen Pfadfindergemeinschaft St. Georg und die Pfadfinderlilie. Der Pavillon lud zu einer „Zeitreise durch die vergangenen 50 Jahre“ ein. In einer mit Aufnähern und Halstüchern stimmungsvoll aufbereiteten Ausstellung konnten sich viele auf den Fotos wiederfinden. Textbeiträge in sogenannten Heimbüchern und Zeitungen der Sommerlager erinnerten an längst vergessene Begebenheiten.

Stockbrotbacken an der großen Feuerstelle ist für kleine und große Pfadfinder eine tolle Sache. 
Foto: Elke Rohwer

Jeder der Besucher hat seine eigenen Erlebnisse, die ihn mit den Pfadfindern verbinden. Vor 18 Jahren hatten sich Heiko und Sarah bei einem Bezirkstreffen der Gruppenleiter kennengelernt. Heute gehören ihre Kinder Lara und Moritz der Eichhörnchen-Gruppe von St. Laurentius an. „Pfadfinder sein ist etwas, das man nicht beschreiben kann. Das muss man erlebt haben. Pfadfinder sein ist eine Lebenseinstellung“, sagt Heiko. Auch Carola Hausin denkt gern an ihre aktive Zeit bei den Pfadfindern zurück. „Wir hatten tolle Erlebnisse, geprägt von Gemeinschaftssinn, Internationalität und Freundschaften, die teilweise noch heute bestehen.“

Viele unterstrichen auch die Förderung des selbstständigen, eigenverantwortlichen Handelns, das sie als Heranwachsende bei den Pfadfindern erlebt haben. So war es selbstverständlich, bei den Zeltlagern beim Bau des Lehm-Kochherds mit Hand anzulegen, stand doch die Aussicht auf eine warme Mahlzeit auf dem Spiel. „Einer für alle, alle für einen. Dieser Spruch klingt zwar abgenutzt, doch er ist heute wichtiger und aktueller denn je“, fügt Thomas hinzu.

Mit zehn Jahren trat Doris Müller den Pfadfindern bei, sie war auch selbst Gruppenleiterin. „Es ist schön zu sehen, was aus den Kindern von damals geworden ist. Im Gespräch mit Weggefährten ist es so, als wäre die Zeit einfach stehengeblieben“, sagt sie. „Als Kind genoss ich bei den Zeltlagern das Gefühl von Freiheit in der Gemeinschaft. Ich habe andere Regionen kennengelernt und war mit den Pfadfindern 1985 auch in Irland. Das war wunderschön! Die Naturverbundenheit habe ich mir bis heute bewahrt“, fügt Doris hinzu.

Während der Freitagabend geprägt war vom geselligen Beisammensein, fand samstags ein Geländespiel statt. Über eine Strecke von rund zehn Kilometern hatten die Teilnehmer, in Gruppen aufgeteilt, verschiedene Aufgaben zu erfüllen. Am Abend sorgten drei Bands für Unterhaltung. Den Auftakt machte die Karlsruher Band „RheinHaven“ mit Coversongs. Anschließend begeisterte die Rastatter Formation „J & the Big B’s“ um Sänger Marcel Buchholz mit einem akustischen und anschließenden elektronischen Set. Anschließend betraten Patrick Heid aus Winkel mit seinen Bandkollegen Jonas Rastetter, Leon Kappenberger, Timo Schmitz und Thomas Frietsch in der Formation PAT die Bühne. Mit eigenen und Coversongs feierte die Band mit den Pfadfindern das Jubiläum.

Lucas Radke, einer der Stammesleiter, und Thomas Riedinger, ehemaliges Stammesoberhaupt, dankten Akteuren und Gästen für das gelungene Wochenende. „Es ist schön zu sehen, dass es nach 50 Jahren immer noch Pfadfinder in Bad Rotenfels gibt. Macht weiter so“, sagte Gerhard Gräßle, eines der Gründungsmitglieder des Stammes.

Artikel: Elke Rohwer